Norpferd

Wed., June 13 2018 to
Sat., June 30 2018

apokalyptisches Schreiben: David Ender & Jack Hauser

Norpferd!
mit David, Jack, Anita, Harri, Michael, Lisa, Alfred, Kerstin, Anton, Sabina, Karin

Von mir ist ein Plakat, oder vor mir, weiß ich nicht so genau, Une femme étrange, Le Roman POUR VOUS, für uns, für euch, für sich sogar. Es ist Le Roman, nicht Le Roman de Fauvel.

Und was ist die Geschichte von deinen Haaren, könnte das mit einem Pferd zu tun haben?

Nein, ich lass sie immer wieder lang wachsen, dann schneid ich sie kurz ab. 2 bis 10 Jahre. Zyklus, das erste Mal mit fünf, ich habe lange blonde Locken, sitze vor dem Spiegel und ab mit dem Haar! Meine Mutter ist völlig aus dem Häuschen.

Ist da Sommer oder Winter?

Nicht Winter, nicht Sommer, ich glaube, es ist Frühling. O mein Fagott, jetzt habe ich etwas Schlimmes verbrochen! und dann geht meine Mutter mit mir zum Friseur und lässt mir die kurzen Haare kurz schneiden. Bei mir ist es nicht so gleichmäßig, der Friseur hat’s mehr drauf. Ich seh das auf den Fotos. Auf einmal kurz, wie ein Bub. Und das in Vorarlberg! Ist für mich total ok. Dann lasse ich sie wieder wachsen, dann.

Fünfzehn Jahre später.

Hab ich sie ganz kurz, eine Glatze richtig. Und ich hebe sie immer auf, ich kann sie nicht wegwerfen.

Materielle Spur oder schamanistische Gier?

Ich seh’s als ein Teil von mir, weiterhin, in dem Fall auch wieder, weil angeheftet.

Haare halten lange, Fingernägel auch.

In den Haaren ist ja alles drinnen, du kannst die ganzen Giftstoffe feststellen, die im Körper sind. Ganz viel Information. Einfach wegwerfen finde ich ganz schwierig.

Wie ist das mit anderen Haaren, Achsel, Scham?

Unterschiedlich, nicht ganz so. Es funktioniert ja auch nicht so gut, sich die Schamhaare lang wachsen zu lassen, wegen der Kleidung vermutlich.

Wir schreiben auf dem Klo vom WUK, dass wir eine Schamhaarmatratze bauen wollen.

Es gibt auch eine Phase, wo wir alle die Schamhaare abschneiden, aber die hebe ich nie auf.

Was ist ein Pferdeschwanz?

Was ist ein Pferdeschwanz??

Welche Form der Haare nennt man Pferdeschwanz?

Wenn du sozusagen alle Haare zusammennimmst und hinten am Kopf, oder oben am Kopf, oder hinten am Kopf zusammenbindest.

Du hast also einen?

Ja.

Reitest du schon einmal?

Ich falle sogar runter. Erschrecke sehr., Mit meiner Mutter sticke ich ein Pferdebild, ein weißer Pfederkopf.

Kenn ich. Rechteckig, nicht quadratisch.

Wie ich 15 bin, 16, nein 17, habe ich einen Freund, der hat zwei Pferde, Turnierreiter.

Du bist also bei Wettkämpfen viel dabei?

Mehr im Stall.

Und die Mythologie? Als Mensch, das Pferd?

Nein, ich habe keine mythologische Beziehung zum Pferd. Aber ich kenne viele Reitergeschichten, zum Beispiel der Ritt über den Bodensee, oder … Zirkuspferde, …

Die beeindrucken mich auch immer, das Rauf- und Runterspringen, wir schreiben schon im Hembert Nora vom Voltigierclub, der Mitglieder sucht.

 

Und ich muss auch mitmachen?

Ja, das ist ein bisschen Teil heute.

Die Tasse sollte also nicht da hin, sondern dort?

Ja.

Was ist deine Beziehung zu Pferden?

Ich glaube, ich mag den Geruch von Pferdemist, und ich finde es elegant, wenn sie rumstehen und grasen. Geheimnisvoll. Stolze Tiere. Aber ich mag nicht drauf sitzen.

Warum geheimnisvoll?

Weil sie nicht so richtig Nutztiere wie zum Beispiel die Kühe sind, as ob sie um ihrer selbst willlen da wären. Stolz. Wie sie da stehen und grasen. Egal, wo man vorbeikommt. Ich weiß nicht, wo der Ausschlag hingeht, sind sie souverän oder arrogant? Kannn ich nicht sagen.

Und mythologisch? Zentauren?

Sagt mir nicht viel. Mythologie überhaupt, da halte ich mich eher fern davon. Intuitiv, geschmacksmäßig.

Isst du schon einmal Pferdefleisch?

Kann sein, dass ich mal in Italien, aber ich bin mir nicht ganz sicher. 

Für mich ist das ein Schock, ich werde von David zum Braten eingeladen, und da ist ein großes Stück Fleisch im Backofen. Ich gehe davon aus, es ist Rind oder Schwein. Aber das schmeckt irgendwie, wie hast du das gewürzt? „Pferdefleisch“, sagt David. Ganz unangenehm.
Aber da gibt es noch eine Geschichte. Ich kaufe Hummer, weil ich das probieren will. Kaufe drei Hummer, mit Gummiringerl, mit Wasser in der Abwasch, bereite vor den Suppentopf, und ich sehe sie sich bewegen. Also beginne ich, ihnen Namen zu geben, und baue eine intime Beziehung auf. So etwas! Ich kann sie einfach nicht essen. Die Hummer nicht, weil ich sie kenne, das Pferd, weil es mir fremd ist. Oder? Weil meine Mutter von einem Hof kommt. Ich kenne das Huhn, das Schwein.

Ich will da gar nicht verallgemeinern, warum ich quasi –

Es ist überhaupt nichts mehr zu verstehen, ein Trommler beginnt sich einzuspielen, die beiden konzertanten Sprecher Jack und Michael sitzen neben mir und sprechen in Wortfetzen, „also wenn … ich muss also abstrahieren … Fisch geht …“

Da bin ich ganz anders, glaube ich, denn das Abstrakte verstehe ich beim Essen nicht.

Ich bin in meiner Jugend Vegetarier, aber es ist mir dann zu fad, und ich beginne wieder. Deshalb diese Neigung, dass es nicht so konkret ist. Komischer Weise habe ich das beim Fisch gar nicht. Irre.

Da musst du einmal eine ganze Kuh essen.

Ja.

Ich springe, ich muss springen, weil ich weiß, du wohnst einmal in Neapel. Ich komme vor. Ich spreche digital, es ist Irrsinn, aber ich bin auch schon einmal in Neapel.

Ja ja.

Quasi ist auch immer … bei einem Freund … also wenn du vom spanischen Viertel auf halber Höhe, also ein bisschen oberhalb vom Torso, wo die Zentrale zum Bahnhof fährt.

Lisa grinst sich eins.

Vom spanischen Quartier quasi hundert Meter geradeaus. Kreuzung am Corso, direkt gegenüber.

Weißt du, wie das Café heißt?

Gaza. Weiß ich noch wegen der Zahnradbahn, da vom Kiosk, da macht die Straße eine Biegung in Richtung Vesuv. Und, ja, das ist ganz toll. Wir sind relativ lange nicht mehr, weil sich Freunde scheiden lassen, und die Frau zieht weg. Jetzt sehe ich ihn erst seit drei Jahren erstmals wieder. Schwierig, wegen Freundschaft und Schuld. Deshalb sind wir vier Tage in Neapel. Ich rufe sie gestern an.

Auch. Michael, Danke.

 

Ganz neu, aber es geht!

Selbstverständlich.

Lisa?

Die Musik schmettert durch den wenig akustikfreundlichen Raum. Frau Heu beugt sich vor. Lisa fragt, ob sie nebenbei schneiden darf.

Lisa, hast du schon einmal einen Pferdeschwanz? Ist das ein richtiger?

Richtig? Du fragst mich Sachen!

Hast du schon einmal etwas mit Pferden?

In diesem Leben? Da erklärt mir meine Schwester, dass ich nicht so hysterisch sein soll mit Pferden. Meine Schwester hat nämlich eines, und ich immer uuuaaahhh … Sie kriegt es geschenkt, in ihren Teenagern und Zwanzigern hat sie Freunde, die sind g’stopft, und von einer dieser Familien bekommt sie zur Matura ein Pferd.

Welche Gattung, welche Rasse?

Hellbraun oder dunkelweiß, nicht schwarz. Es heißt Kora, nicht Hora. Sie ist schon vorher.

Ich frage mich ja gerade, ob es solche Apps schon gibt, die das von der Sprache übernehmen …

Das ist eine Gegend, wo es früher noch so bäuerlich ist, ein großzügiges Ambiente, die Liesl Dorner.

Das ist tendenziell von Diktierautomaten, die Software gibt es schon. Aber mit Musik wird es natürlich schwierig. Doch vielleicht werden dann die Codes in der Musik sichtbar.

Dann geben sie die Kora in Pflege.

Und die ist kein Wettkampfferd oder so?

Nein, die ist schon ganz alt und sehr sensibel, meine Schwester geht zwei Jahre lang nur mit ihr spazieren. Wenn sie mit ihr spazieren geht, gibt es bestimmte Stellen, wo sie nicht mehr weitergeht, weil sie zum Beispiel nicht über die Holzbrücke gehen will. Das ist traurig für alle, wie sie eingeschläftert wird.

Und was passiert dann mit so einem Tierkadaver?

Weiß nicht, Metzger vielleicht. Die Größe einer IKEA-Obstschüssel, kleine LP.

Setz dich her und sprich gleich mit! David schreibt einen Text mit euch. Lisa erzählt mir gerade von Kora, einem Pferd. Und du, Kerstin?

Kora das Pferd. Das Plastik ist ganz warm.

Du bist das.

Ich?

Geil.

Du, Kerstin, was ist ein Pferdeschwanz?

Schau, wie alt das ausschaut!

 

Ein Pferdeschwanz ist human, ein Pferdeschweif animalisch.

Und wie schaut ein Pferdeschwanz aus? Hat Lisa einen Pferdeschwanz?

Nein. Genau.

Egal, wie weit oben, ist das wurscht?

Das ist wurscht, ja. Ich reite viel, ich liebe Pferde. Sie sind die besten Träger für die Präsenz. Ein unmissverständliches Verständnis von Timing, von Situationen, Ambiente.

Ich kenne Pferde nur oder, wenn sie auf dem.

Also auf dem Pferd.

Mundharmonika und grölender Gesang. Soundcheck.

Wo so eine Bezugnahme über die Distanz stattfindet, man muss ein gutes Timing haben, sonst funktioniert's nicht.

Ich vergesse mein bestes Pferdeerlebnis. In Ägypten, in Kairo, mit der Editta Braun Company – Editta liebt Pferde, und ich bekomme den müdesten Gaul, alles ganz schlimm. Irgendwann kommt der Guide zu mir, nimmt die Zügel, sagt, ich soll mich anhalten, und reitet mit mir im Galopp in der Abendsonne durch die Wüste … Ein Wahnsinn, der bringt das Pferd in den Rhythmus, er sagt mir nur, was ich machen soll.

Festhalten auf jeden Fall.

Und plötzlich fliege ich mit dem, das ist ein umwerfendes Gefühl. So cool.

Wir fangen an, mit Pferden zu laufen. Mit Führstrick. Keine Trense, sondern ein einfaches Seil. Wo wir wohnen, gibt es ein ganz kleines weißes Pony und einen riesigen schwarzen Kaltblüter.

Was ist ein Kaltblüter?

Gut geeignet zum Kutschenfahren, gemütlich und ruhig. Das Pony trabt so schnell, wie ich laufe. Es geht morgens mit Laufen, und dann mögen sie es meist sehr, wenn es so ist.

Warum geht es mit? Liebt es dich?

Nein, weil ich es am Strick habe.

Herrschaft?

Ja, schon auch. Und Faulheit, bei den Pferden. Sie wollen nicht wirklich laufen, aber dann ist da der Strick. Sie machen's nicht ungern, wenig Widerstand.

Ich habe als Kind immer die Zirkusnummern so wahnsinnig gern. Interaktion mit den Akrobatinnen.

Das will ich als Kind auch werden, Zirkusartistin.

Das gemeinsame Laufen hat etwas davon, dieser Führstrick, ein Zusammenspiel von Mensch und Tier, als Künstler interessiert mich das auch, indirekt beziehe ich mich da sicher auch auf solche Ereignisse, als ich ein Kind bin. Ich applaudiere nicht der Artistin, sondern für mich ist es ein Vertrag zwischen beiden.

Genau! Ich habe schon das Gefühl, sie verstehen, dass sie mir anvertraut sind. Nicht in der Wildnis, wie mit Kindern.

Der Ton der Videos? Schaust du ein bisschen? Es ist wichtig, weil geht das? Ich werde um 19 Uhr.

Da sind wir drinnen, ist leichter.

Ja.

Hast du schon einmal Pferdefleisch gegessen, Nürnberger Leberkäse?

Nur Schwarzwälder Rauchfleisch, das ist sicher Schweinefleisch.

Kerstin, danke.

Gerne.

Das Ganze spielt sich in Neuseeland ab. Schön. Ich sehe einmal in Holland wahnsinnig große Pferde.

So einen haben wir, das ist der größte Teddybär. Der setzt sich auf deinen Schoß.

Und die Augenbrauen, die Wimpern!

 

David ist dein Pferd, egal wie laut die Musik!

Mein Pferd, hmm. Itzt. Hmm, ein Pferd jetzt, wo kommst denn du her? Es ist so eine Überraschung, dich hier zu sehen, eine große Freude, weil das Pferd heuer schon am Jahresanfang in meinem Land steht, und ich weiß nicht, ob es echt oder nicht ist. Und jetzt galopppierst du hier über die Seiten, die immer einseitig sind, aber daraus werden einmal viele werden. Das Geräusch deiner Hufe, der graziöse Tanz auf zwei Beinen, aber zehn Fingern. Pferd. Sind deine Beine auch Hände oder Arme, arme Hände?
Pferd, ich sage dir ein Geheimnis. Ich bin in meinem Wesen ein Feuerpferd, und dieses Feuerpferd, das gibt es schon über Tausende von Jahren, und manchmal verzehrt mich dieses Feuer, und es ist, als verbrenne ich, als sterbe ich, und dann wünsche ich mir ein Pferd wie dich, das mich nach Hause bringt. Ich habe das Gefühl, das Pferd weiß besser als ich, wo ich zu Hause bin. Und ich liege auf seinem Rücken, und meine Hände umfassen seinen Hals, der warme Körper zwischen meinen Beinen, und meine Wirbelsäule schwingt mit der des Pferdes. Es ist groß und warm und atmet und blutet wie ich. Ich habe Pferdeblut in meinen Adern, obwohl von Playmobil. Das Blut in meinen Adern adelt mich, in gewisser Weise, aber in Wirklichkeit bin ich ein Wildpferd, das brauche ich dir ja nicht zu sagen. Das geht nie verloren. Pferd.

Darf ich?

Türlich.

Darfst du?

Pferd, wenn du läufst, und der Wind berührt dein Fell, und das Banjo spielt, dann ist Drefp Pferd rückwärts, ein Rückwärtspferd, das sich verliest.

Schläfst du im Stehen?

Ich spüre deinen Hüftknochen.

Kannst du meine Gedanken lesen?

Ich kann nur das Geschriebene lesen.

Die Geschichte von dem Pferd ist klar, weil mein Gedanke klar ist, klarer, als ich selbst es jemals wissen kann. Beeindruckt mich immer noch. Am liebsten sitze ich hier mit meiner Pferdefreundin, die gerne Sabina zuhören, aber auch über Pferde erzählen mag.

Sehr neugierig.

Am liebsten reite ich mit meinen Pferdefreunden und -freundinnen.

Kennst du Cat Ballou? Aus den Sechzigern, mit dem betrunkenen Pferd.

Selbstverständlich, und kennst du den isländischen Film Hross i oss?

In Hawaii und Honolulu und im Hula-hula.

Ich kenne Pferde, denen gefällt es hier.

Pferd, tanz mit mir!

Ja wo?

Das war’s!

David, Anton hüpft gleich zu dir …

Wie geht’s?

Gut, sehr inspirierend, die Vielfalt. Und dir?

Gut, möchtest du ein Pferdebuch haben?

Anton, sitz! Was ist ein Pferdeschwanz?

Weiß nicht.

Heute müssen wir reinbeißen. Oder einebeißn, wie man so sagt.

Das ist nahe beim Kopf, der Pferdeschwanz.

Wann siehst du zum ersten Mal in deinem Leben einen Pferdeschwanz?

Keine Ahnung, das sind von Anfang an so viele, dass es darüber keine Aufzeichnungen gibt.

War das etwas Schönes?

Sicher. Gewiß. Sexy.

Ein Zopf ist ganz streng, der Pferdeschwanz ist ja offen ab dem Ring.

Aber ein Pferdeschwanz ist eigentlich kein Zopf. Ein Zopf ist etwas anderes.

Ja, genau.

Nur zusammengebunden.

Lässt ein bisschen die Freiheit ahnen.

Je höher es oben ist, desto bogiger die Haare, desto pferdiger.

Und welche Verbindung, wie würdest du sagen, wann tritt das Pferd erstmals in dein Leben?

Was ist das für ein Pferd?

Das Objekt von White Horses von den Rolling Stones. Bücher auf jeden Fall, Reclam-Pferde. Mobilität.

Liest du Sagen?

Ja. Klassische Sage und auch deutsche Sage, beide.

Literatur? Namen?

Nein, aber da gibt es dieses Zauberpferd, das ist aus Tausendundeine Nacht, eine noch viel schönere Feder, aber erst die dritte hebt er auf, weil das Pferd sagt nein. Oder Grimm?

Wie heißt Winnetous Pferd?

Hathatitla, und das von Old Shatterhand ist Rih, vielleicht auch umgekehrt. Ich weiß nicht, dass ich das weiß. Aber im Fernen Osten hat er ein anderes Pferd, das heißt Kara Ben Nemsi. Oder wie das Pferd, wenn ich es höre, dann weiß ich es.

Wie heißt Don Quixotes Pferd?

Ist das eine Pferdeenzyklopädie?

Ich weiß es nicht. Das kann sein.

So ist es.

Gehst du schon einmal verkleidet als Pferd zum Maskenball?

Nein. Und auf alle folgenden Fragen ebenfalls Nein.

Pferdeleberkäse nicht.

Mythologie?

Ich komme zu etwas ganz anderem. Ich sehe ein Pferd, das ist ein Jahr alt, aber riesig. Ich denk mir, pfau Wahnsinn, das ist mit einem Jahr erwachsen, und ich bin fünfundfünzig.

Haha.

Wie alt wird das Pferd?

Zwölf, fünfzehn, siebzehn, zwanzig? Ich weiß es nicht.

Meerschweinchenjahre?

Reitest du schon einmal?

Ja!

Wie?

Furchtbar, aber auch schön. Ein einziges Mal. Mit Jeans, hinten ein Knopf, der sich dem Körper mitteilt. Tunesien. Auf einen Hügel und wieder runter.

Ohne Sattel?

Nein, ich glaube mit. So ähnlich wie chinesische Folter, bloß nicht am Kopf. Aber auch schön, dass es funktioniert. Man weiß ja nichts über so ein Pferd.

Zirkus?

Bin ich einmal, aber da sind keine Pferde.

Kannst du David jetzt Wild Horses auf Deutsch einflüstern?

Das Kindsheitsleben ist leicht zu erledigen. Dinge, die du willst, kaufe ich für dich. Gnadenvolle Frau, du weißt, wer ich bin, du weißt, ich kann dich nicht durch die Finger rinnen lassen. Wilde Pferde können mich nicht von hier fortbringen. Wilde Pferde können mich nicht von hier fortbringen.
Ich sehe dich einen furchtbaren Schmerz ausstehen, jetzt entscheidest du dich, das selbe zu zeigen. Kein flüssiger Abgang, kein Satz hinter der Bühne (offstage lines also) können bewirken, dass ich mich bitter fühle oder dich nicht nett behandle. Wilde Pferde können mich nicht von hier fortbringen. Wilde Pferde können mich nicht von hier fortbringen.
Ich weiß, ich träume dich, eine Sünde und eine Lüge. Ich bin frei, aber ich habe nicht viel Zeit. Das Vertrauen bricht, Tränen müssen geweint werden. Machen wir doch Leben, wenn wir gestorben sind. Wilde Pferde können mich nicht von hier fortbringen. Wilde Pferde, wir werden sie reiten.

Vielen Dank. Eine feine Übersetzung.

Jack trinkt Bier, bietet mir aber keines an.

Ich frage gestern einen LKW-Fahrer, der einen Container zieht, wieviele PS seine Maschine hat, und er sagt 450. Er ist Bulgare oder so, also frage ich auf Englisch. Anscheinend, horesepower. In einem Film mit Steve McQueen fährt einer und der andere sagt:, „mein Gott, 160 Meilen!“ und der andere: „Nein, es sind nur Kilometer!“

Spannend, ob das im Original auch so steht.

He, Katrin! Ein Buchmensch, super! Du musst jetzt durchgehen.

Ich weiß.

Schön, dass du kommst.

Ja.

Bist ja auch drin.

Stimmt, sehr schön. Cool.

Mhhm, mmhm.

Über oder aber die Soft Parade lerne ich noch.

Ich weiß, warum du das jetzt sagst.

Ganz am Schluss, when all else fails.

Ich glaube, das ist ein gutes Ende. Ich glaube, wir lesen das heute nicht mehr vor. Ich stelle es auf jeden Fall auf die Website.

Servus, hi!

Schön, einander zu sehen.

Pferd, fremd, geliebt, nahe, was?

FPÖ, nicht nur trojanisch, berittene Polizei, neue Stelle, Ställe, Demonstrationsauseinanderschlagung, Symbolpolitik.

Mhm. Mir fällt gleich das Waldheim-Pferd ein, und Hrdlička. Teil der Demo.

Ich sehe vor kurzem Ruth Beckermanns Film über Waldheim. Sehr gute Koinzidenz. Ich sitze im Kino und beginne zu weinen, weil ich verstehe, wie sich der Widerstandskörper formt …

Hoffentlich sind sie nicht so intelligent wie du.

Toll, dass das trojanische Pferd genau da auftaucht, und jetzt, dreißig Jahre spoäter, sind wir wieder in so einer Situation, aber die Demonstranten lassen sich schneller auseinander scheuchen.

Kommst du auf deinen Reisen irgendwo in Kontakt mit berittener Polizei?

Nur als Gefühl gespeichert. Aber wahnsinnig superbrutal. Sich so auf ein Pferd zu erheben. Du?

Ja, in New York 1994. Mir geht es aber anders, hohe Sympathie, ganz anders als im Auto, der Ritter, das Pferd, wie die vorbeireiten?

Aber was verbindest du mit Pferden?

Ganz wenig, aber Unspezifisches. Früh präsent, auch am Bauernhof noch, weil meine Mutti, und der Traktor ist noch nicht so, es gibt noch Ackergäule, das ist schon irgendwie …

Ja lustig. Ich wachse auch neben einem Reitstall auf. Fast exkludierend, russische Turnierpferde, sehr posh, ganz viel Geld, die schneiden mir den Weg zu meinem Waldstück ab, genau die Herausforderung! „Ach wirklich?“ Einmal reite ich, gleich wirft mich das Pferd ab.

Kann das ein Beginn werden, oder ist es nur …

Meine Mutter will mich und meine Schwester über den Sommer loswerden, ein billiges Camp. Und meine Cousine, schick und dürr und schick, Wendy, ugh. Aber inzwischen schon vorstellbar, die Nähe zu einem Tier. In der Mongolei auf einem Kamel, die erste Blase zwischen meinen Arschbacken. Irgendwas ist da komisch, als ich in meine Jurte komme. Recht schnell entpuppt. Nicht zu empfehlen.

Wahnsinn.

Ja.

Ich werde auch einmal verführt, in Dresden, eine Freundin von Astrid, und ich habe den Helm auf, der ist natürlich viel zu klein. Wie ein Krönchen oder eine Pustel, ganz peinlich, drum setze ich mich verkehrt aufs Pferd. Eine Runde, das Pferd ist sehr froh, dass ich wieder absteige. Aber im Zirkus, das ist wirklich toll. Das ist schön. Vertrauen. Wie eine Maschine, aber eigentlich nicht.

Und dass die Pferdestärken sich immer noch in der Mobiliität.

Kilowatt.

Und Pferdfleisch?

Ja, im Leberkäs. Aber ich kauf es mir nicht selber. Jakob mag manchmal grausliche Sachen, er besorgt sichs, da sag ich nicht nein. Und in China, ich weiß auch nicht.

Also eher abstraktes Verhältnis zum Essen?

Hmmm … Ich glaube, die abstrakte Kulturleistung ist, sich das nicht so zu vergegenwärtigen. Prinzipiell möchte ich es aber auch lieber selber umbringen. Manchmal schwierig, wenn Leute weinen, weil sich eine Taube einen Fuß bricht, aber ihr Einkommen nicht mit Hungernden teilen wollen. Und die Fleischdebatte wird auch durch die Gentechnologie sehr spannend.

Die ewige Niere. Dauerkebab!

Mischwesen, …

Stimmt. Aber diese Durchdringung von Natur und Kultur, dass das jetzt durch die Wissenschaft von hintenrum passiert, das ist schon komisch. Einerseits sehr befreiend, aber auch bedrohlich. Nur noch carbon creatures.

Vilem Flusser hat so einen Roman geschrieben mit Schwefeltieren, Vampyrotheutis infernalis, in seinem Fall tief in der Meerestiefe.

Anaerob?

Brauchen Sauerstoff, doch.

Hm. Wie kommt man dazu?

Möchtest du einmal heiraten? Bist du verheiratet? Jetzt hast du aber ganz komisch geschaut.

Zu kompliziert. Nach den kulturellen Konventionen nicht, aber ich habe das Gefühl, ich bin verheiratet.

Ja, ich glaube, David.

Die rauchenden Finger –

Wir schreiben ungefähr so seit 1989. David sitzt vor dem Computer und ist kein passiver Typograph, sondern sitzt da und schreibt mit, was auf ihn einströmt, nach seiner Tastatur allein und dem Gebot des Bildschirms. Seit letztem Jahr, da fragt uns Thomas Ballhausen, wollt ihr etwas zur Apokalypse machen? Und da beginnen wir, etwas zu machen, öffentlich.

Mit Leuten?

Noch nicht so. Davids Zimmer, voller Bücher, ich spreche laut aus, dann erst später. Alles, was mit Literatur zu tun hat, alles, was man lesen kann.

Kerstin setzt sich wieder zu mir.

Und letztes Jahr bei Stoffwechsel auch vor Publikum, und bei Machfeld dürfen alle reden. Heute ist es so, wie eine Einladung.

Mit Schlüsselwort.

Ja, Norpferd.

Das trifft sich ja ganz gut mit den Demonstranten. Norpferd Hopferd.

Sehr schön!

(David Ender & Jack Hauser)