copy+paste

So., 22. Oktober 2017

Antwort auf Sabina Holzers:
Schrift als Karte
Hier ist meine Einladung für diese Scores:

- Bitte lege diese Form über eine Londonkarte, die Du aussuchst. Ein Teil dieser Schriftkarte kann mit Deinem neuen zu Hause zusammenlaufen, oder Du legst sie über einen Ort, den Du auswählst.

- Gehe dieser Spur nach, lass Dich von ihr führen.

- Bitte nimm Dir für das Nachgehen / Mitgehen mindestens 40 Minuten Zeit.

- Davon & danach: Entweder: eine Zeichnung mit geschlossenen Augen, bis Dir ein Wort einfällt, dass Du gerne aufschreiben möchtest. Dieses Wort ist wie der Name für diesen getanzten Weg. -- Oder: Mindestens 10 Minuten automatisches Schreiben von diesen bewegten Tanz.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir den Text oder die Zeichnung und 3 Fotos (nicht mehr!) von diesem Spaziergang zu kommen lässt.

Und: Schreiben. Gehen. Tanzen. Mit den Füßen Abdrücke hinterlassen. Den Boden unter den Füßen in Schwingung versetzen. Diese Schwingungen resonieren im Körper. Mitschwingen. Gehen. In der Luft einen Abdruck hinterlassen, eine Anwesenheit, die gleich wieder verschwindet, weiterzieht. Ein Gedanken. Ein Traum. Ein Bild. Ein Zug. Mit dem Gehen und der Umgebung in Berührung sein. Aufnehmen und Verströmen. Atmung. Hautorientierung. Unbekannte Verbindungen eingehen, zulassen. Sehen, Hören, Spüren. Gewicht des Körpers, Licht, Temperatur, Wind. Vorne und unsichtbares Hinten. Fühlbar. Berührbar. So schreibt sich die Umgebung permanent in unsere Sinneswahrnehmung, zieht, lenkt und bahnt sich Linien, die sich zu Impulsen formen. Schriftlinien und -Punkte.
Weiterschreiben, einschreiben, verschreiben. Mit sich selbst und der Welt. Tanzen.

Lady Margaret Road. Gelb. Verkehr. Überall Zeichen. Regulierter Verkehr, regulierte Bewegung. Leises Geräusch eines Kinderwagens, Mama ist eingewickelt, aufgeschwämmt, mit streng gebundenen Haaren, Schlapfschuhen, am tippen. Erdbeeren auf den vielen Einkaufssackerln am Wagen. Toter Fuchs im Rinnstein, halb von Blättern bedeckt. Blutspur führt hinein in diesen Blätterhaufen. Wind zwirbelt weiche Haare. Alles Copy+Paste hier, rot Haus an rot Haus, arm an reich, aber alles reich. Alles aufgehübschte Klaustrophobie. Raus mit dem alten Müll, hier sollen nur fancy Leute wohnen. Fernblick Möwe. Mehr Kinderwagen, scheint Kreuzschmerzen zu haben. Zuckendes Auge. Selbst Kreuzschmerzen, im Park gedehnt. Mittelklasse, black middle class in der Kirche neben der Kirche. Charlie heißt der Wind. Nicht aufschauen. Man kann Pfeife rauchende Engländer nicht anlächeln, sie nehmen das persönlich. Klack klack klack. Warmes Gefühl in Weitblick und Platz. Kinderspielszenen als Pendant zu Schwarzweißphotographie vor 100 Jahren. Schutzhaus. Unverständlich viel Raum. Wohnungen im Souterrain. „Ich wohne 103a. Unten. Hinter den Büschen ohne Licht.“ Vielleicht war das Badezimmer mal ein Badezimmer mit Küche. Unvorstellbare Lebensweisen. Alles beengend, popelig, spießig klein. Nur ja kein Haus, das nicht passt = Hausbauvorschrift. Do not feed the pigeons. No ball games. Purzelnde Blätter in allen Farben. Rosen Ende Oktober. Begegnungen ausweichend. Höchstes Grad der Höflichkeit: Jemanden grüßen, die gerade das Haus verlässt, während ich an ihr vorbeigehe. Allen ist kalt. Die Bänke verbieten Obdachlosen darauf zu schlafen und sehen aus wie im Idyll. Alles raus was uns daran erinnert, dass wir engstirnig sind, Müllberge im Vorgarten, innen dicke strahlendweiße Lackschichten. Biedermeier. Genug. Auto.

Geisterschrift Sabina Holzer