St’’wchsl

Do., 19. Oktober 2017 bis
Di., 31. Oktober 2017

David Ender & Jack Hauser

St’’wchsl

Schön, dass ihr alle da seid. Es ist ein Forschungsprojekt, das seit Jahren umgeht. Es inspiriert transitionär strukturelle Künstlerinnen im Innen. Da sind viele drin. Alfred Lenz ist heute nicht da, dafür gibt’s ein Ritschert. Wir stellen Kunstnahrung. Wir denken Material. Aber das heißt nichts für die Beziehungen, und heute sind Jack Hauser, David Ender, und Henry the Horse, of course. Unsers hat eh schon begonnen, denn David schreibt dein Sprechen auch schon in den Text, es hat mich gleich auf die Idee gebracht, dass ich erzähle.

Seit Ende der 80er Jahre schreibt David wahnsinnig schnell, er überholt sich selbst auf der Fahrbahn des Textes, mit seinem mangelnden Wissen verbrämt er das Offensichtliche bis zur Unkenntlichkeit und braucht dafür nur eine halbe Stunde. Jede Woche am Donnerstag sitze ich hinten versetzt und sehe alles. Und spreche weiter und weiter.

Zweimal bereits gibt es Ausnahmen, wo wir im Gang sitzen und The Cloud Dance Company in einem Traum aufmerksam beobachten. Alle Vorgänge als Traumereignisse, dies ist ein Traum, dies ist mein Trauma, wir sind aber geschützt, weil Thomas Ballhausen zusammen mit Monochrom kommt und eine Apokalypse einleitet. Wollts ihr nicht was machen? Naklaa. Ich verstehe nur Enthüllung, das ist das Wesen des Unwesentlichen. So machen wir das im Literaturhaus in einer genauen Zeiteinheit. Eine gewisse Zeitspanne. Dann lese ich noch einmal den Text, der entsteht, und finde ihn – ganz entgegen dem einleitenden Wort – ausgesprochen unaufmerksam. Der Text ist nicht die Summe aller Bienen. Die Art des Dritten kann man das nennen, mit Notizheft geht das überhaupt nicht. Es war … zu wenig … etwas Anwesendes … wie stark, diese Maschine, dieser Klaperat des Mitlesens!

Wenn ich völlig begeistert bin, muss ich unbedingt einen Text von Jean-Luc Nancy machen und rattere ihn herunter. Saturierungen, die spotten und trinken, überhall heimisch, mich unterhakend, mich umschlingend, absolute Mischung des Absolut Vodkas mit jedem Schritt, sie begleitet mich, lässt mich im Mangel, von ihrer vollkommenen Trennung getrennt, erhellt, sie ist ich, bin ich er? Absoluter Wiese von einer anderen Seite erfüllt sie mich randvoll, ich nähere mich, ich komme mir nahe, ihr Begehren, mein Begehren, wir vergären uns im Schwindel des Wirbels der Entfernung. Ich bin bloß ein fernöstliches Derivat.

Vom bei, von diesem Zuhause, im Eigentum, in Eigennutz, in der Vertrautheit des Eigenen gegenüber dem viel zitierten Fremden. Etwas Trunkeneres gibt es gar nicht, und doch, etwas Trunkeneres als das eigene gibt es gar nicht, und doch müssen wir es verwenden.

Müssen wir es verwenden? Ich weiß nicht mehr, was ich noch benützen kann. Hier die Werkzeuge, Werkzeuge aus Stein und Styropor, aus Faden und Tintenfischarmen geschnitzt, aus Poesie geschneidert in einem Vorgang des Raufens.

Ich habe eine gestörte Beziehung zum Raufen. Raufst du früher? Ganz selten. Mit wem raufst du früher? Mit meinem Freund und mit meinem kleinen Bruder, oder mit den zwei Älteren, ich bin schwächer. Das ist nicht besonders schön.

Zuerst ist das Zusammensein wunderschön, aber dann bin ich allein. Was mache ich mit dieser Energie, trotzdem tanzen? Passiert mir das auch beim Discotanzen? Immer, wenn ich drohe, mir weh zu tun, nehme ich meine Schaumstoffmatratze, dann weiß ich wieder, wo die anderen sind.

Mit dieser großen Energie tauchen auch Leute aus der Poesie auf, dann lasse ich die Matratze. Simultan blind sein. Ich sehe die Poesie schon wirklich als etwas Dichterisches, ich will etwas erschaffen, das aus mir schöpft, ich bin die Schöpfkelle der Mythologie, nicht mehr mit den Dekonstruktionen des 20. Jahrhunderts beschäftigt, sondern ungeteilt zwischen Filisoffie und Fissenschafft. Da sehe ich dieses Moment des Schöffens, bringe in Bewegung, tanze auf der Disco, bewege das Material, das mich bewegt. Meine Erfahrung ist nichtig, sehr wackelig. Ich bin schon immer auf dem Drahtseil und versuche, den Flaschenzug nicht aus den Augen zu lassen, wie ein Schwimmer im Gänsehäufel, der sich der Boje nähert, aber nie zu ihr hinkommt. Anaximander.

Ich bin auch immer der Kleinste, wahnsinnig schnell. Wenn man mal schnell ist, dann geht es immer schneller. Jaja.

Über das Zelteln im Zwettltal. Im ’rührost eingewickelt in Kaschmirpullover und Knoblauchgirlande, im Schlacksack unter dem Lager’euer, Karl geht Schwammerlsuchen und ist ein kapitaler Rothirsch, mindesten 44 Enden und Ecken, ’icken ’icken ’icken, Appetitsto’’e, Klaperatisstinnen, Äskulapnattern, Anastasius-Grün-Gasse Semperstraße, irgendwie be’inden wir uns immer an Ecken zu etwas anderem. Habarbara nannte Tanton urtümlich All’red. Der kleine Antomas als Gang mit Tanton an der Sechssaitigen ist ein verschmierter Gehörgang, auch ich höre kaum noch etwas, wettergegerbt brette ich mich mit Vlad Dracul auf ein Schwammerlgulasch aus ’’allus impudicus mit der Nudel von Christo’’er Walker, den ich wirklich nicht mag. Weshalb ist hier keine Casa del Gato?

Man spuckt nicht in Kroatien, und Cabanossi ist auch kein Kontratenor. Au’ den Buchstaben „ “ wird im ganzen Text verzichtet.

’rühjahr, Herbst 1881. Das Glück des Lebens ist es, die Lage zu ’inden, wo auch das Nützliche der Vernun’t gut geheißen wird. ’lieg, vöglein, ’lieg.

Nachgelassene ’ragmente, ’rühjahr 1881. Die großen Re’ormatoren, dem Besitz der Menschen einen neuen Glanz zu geben, nicht etwas anderes anzustreben, sondern das, was sie haben, als etwas Höheres zu sehen, das Glück in der Weisheit zu suchen und sich ansonsten bald zu vertschüssen. Weiterentwicklung der Vernun’t. Arme Vernun’t! Es ist schon etwas Schmähliches an ihrer Er’indung.

Lisa bringt Mark Fisher herein, jetzt kommt das auch noch. Ja so. Als ich zum ersten Mal Andrej Tarkowskijs Stalker sehe, erinnert er mich sofort an die Landschaft. Geschützbunker, Martello-Türme, rostende Buhnen, die perfekte Science-Fiction-Kulisse. Ein Essayfilm von G. Sebald, der sehr bald mit Kathy Williams zur gleichen Assoziation kommt, vergleicht alles mit der Zone von Andy Tark. Die Szene in einem Film gleich einer Filmszene, einer ganzen Filmliste, einer Werteliste des werten Films, alles sehr filmisch und filmgerecht.

Nun ja, Spatz beiseite. Hyperspatz. 

Das ist unser Bericht an die Akademie. So können wir uns zum Affen machen.


Foto: ​Anita Kaya